Damaststahl
Überlegungen zur Terminologie und Systematik von Damaszenerstählen
Abb.1a & 1b DamastpaketeUnter den Eisen und Stahlwerkstoffen stellen Damast oder Damaszener Stähle eine Werkstoffgruppe dar, die seit jeher auf viele Menschen eine gewisse Faszination ausgeübt haben und um die sich bis in unsere Zeit viele Legenden gebildet haben. Auch wenn die Herstellung von Schweißdamast in letzter Zeit einen gewissen „Boom“ erfahren hat, ist der Zenit der Damszenerstähle wohl schon überschritten und stellt immer wieder ein Arbeitsgebiet für Schmiede, Restauratoren, Archäologen und Volkskundler dar.
Abb.2 tordiertLeider taucht im Zusammenhang mit dem Begriff Damast immer wieder der die Bezeichnung Damaszieren auf. So definiert M. Sachse Damaszierte Stähle ausschließlich als "echte" Damaste. J. Ypei faßt unter dem Begriff Damaszierung in Hoops Realexikon Schweißdamaste zusammen. J. Emmerling versteht unter damaszieren die Herstellung von Damast. Er merkt hier jedoch an, dass sich mehrdeutige Begriffe geformt hätten, diese aber aufgrund ihrer allgemeinen "Einbürgerung" belassen werden sollten. Gänzlich außerachtgelassen wird in diesem Zusammenhang die Berufsgruppe des Damszierers, ein von der Solinger Handwerkskammer eingerichteter Lehrberuf, der sich ausschließlich mit der Dekoration von Klingen beschäftigt.
Die Damaszenerstähle gliedern sich in zwei große Gruppen, die sich sowohl in der Herstellung als auch in ihren Eigenschaften deutlich von einander unterscheiden. Die erste Gruppe ist der Schweißdamast, der vorrangig in Europa, Naher Osten, Japan und Malaysia hergestellt wurde.In anderen Sprachen wird die Herstellung dieser Damaste auch als Musterschmieden bezeichnet.
Abb.3 DamastschwertmusterDie zweite Gruppe der Damscenerstähle bildet der Wootz, kristalline Damast oder Gefügedamast, dessen Verbreitungsgebiet in Indien Persien und lag. Mit unter wird diese Gruppe der Damaste auch Naturdamast genannt, diese Bezeichnung erscheint mir jedoch wenig sinnvoll da den Damasten immer ein künstlicher schöpferischer Vorgang zu Grunde liegt und auch der Wootz keinesfalls natürlich vorkommt.
Beide Materialgruppen haben, so verschieden sie in Herstellung und Eigenschaften auch sein mögen, zwei Gemeinsamkeiten, die unseres Erachtens kennzeichnend für Damascenerstähle sind. Beide besitzen eine besondere innere Struktur, die durch spezielle Ätz- oder Schleifverfahren an der Oberfläche sichtbar gemacht wird und ein gewolltes Muster auf dem Werkstückes ergibt.
Abb.4 DamastschwertWeiterhin haben sich beide Verfahren aus dem Zwang entwickelt, das Ergebnis der frühen Verhüttungsöfen raffinieren zu müssen um technisch brauchbare Erzeugnisse herzustellen. Beide Techniken haben als Ziel das homogenisieren der Stähle und befreien von Schlacken.
Zur Abgrenzung zu den „echten“ Damasten muss hier noch eine dritte Gruppe erwähnt werden, es handelt sich hier um die Damaszierten Stähle. Prägend für diese Bezeichnung ist der Damaszierer ein Lehrberuf in Solingen, dessen Aufgabe es war neben Vergoldungen und anderen Dekorationstechniken, Zeichnungen und Muster mittels Ätztechniken auf Stahlwerkstoffen - insbesondere Klingen und Messern herzustellen. Wobei es sich bis weilen um schlichte Fälschungen der Damaste handelt. Durch die deutliche Formulierung dieses Berufsstandes als Damszierer kann diese Bezeichnung nicht mehr auf "echte" Damaste insbesondere in Volkskunde keine Gültigkeit mehr haben angewendet werden.